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SCHADSTOFFE IN MÖBELN

  • Autorenbild: Romana Korchmar
    Romana Korchmar
  • 10. März
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Apr.

Möbel machen unser Zuhause gemütlich – ob auf dem Sofa entspannen oder barfuß über den Teppich laufen, wir verbringen täglich viele Stunden in ihren direkten Umfeld. Klingt harmlos, oder? Leider steckt in vielen Möbeln und Einrichtungsgegenständen eine unsichtbare Gefahr: Schadstoffe wie Flammschutzmittel, PFAS oder Weichmacher. Diese können sich aus den Materialien lösen, in die Raumluft oder den Hausstaub übergehen und in unseren Körper gelangen. Wie wir das verbessern oder zumindest teilweise reduzieren können, erkläre ich dir gleich.

Kinder spielen auf einem Sofa – Schadstoffe in Möbeln wie VOCs oder Flammschutzmittel können die Raumluft belasten.



WELCHE SCHADSTOFFE STECKEN IN UNSEREN MÖBELN?

Laut einer Studie der Europäischen Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI) enthielten 40 % der getesteten Produkte schädliche Stoffe wie Flammschutzmittel, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) sowie Weichmacher, die die Gesundheit direkt beeinträchtigen können.

1. Flammschutzmittel in Matratzen & Teppichen


Damit Möbel im Brandfall nicht sofort Feuer fangen, werden sie oft mit Flammschutzmitteln behandelt. Diese Chemikalien können mit der Zeit ausdünsten und gesundheitliche Probleme verursachen, von Hormonstörungen bis hin zu Krebs.


Ein interessanter Fakt: IKEA verzichtet seit dem Jahr 2000 auf bromierte Flammschutzmittel in seinen Möbeln. Das zeigt, dass es durchaus möglich ist, sicherere Alternativen zu verwenden, ohne auf Qualität oder Sicherheit verzichten zu müssen.
Massivholzbett mit Kissen in neutralen Farben – eine nachhaltige Alternative zu schadstoffhaltigen Möbeln. Massivholz reduziert VOCs und verbessert die Raumluftqualität.

Bessere Alternativen: 
  • Matratzen aus Naturlatex oder Schafschurwolle, die ohne synthetische Flammschutzmittel behandelt wurden.

  • Achte auf Zertifikate wie GOTS oder QUL. Das QUL-Siegel (Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen) steht für schadstoffgeprüfte Naturlatexmatratzen, die ohne gesundheitsschädliche Chemikalien hergestellt werden. Teppiche aus Naturfasern wie Wolle oder Sisal enthalten oft weniger problematische Chemikalien.


Viele Wollteppiche sind mit Mottenschutzmitteln behandelt, die gesundheitsschädlich sein können. Das GuT-Siegel erlaubt Permethrin, wenn es gekennzeichnet ist. Frage beim Kauf nach einer schriftlichen Bestätigung für einen unbehandelten Teppich. Regelmäßiges Staubsaugen oder Ausklopfen hilft, Mottenbefall zu vermeiden.


2. PFAS in Sofas & Sesseln


Viele Polstermöbel sind mit PFAS behandelt, damit sie schmutz-, fett- oder wasserabweisend sind. Klingt praktisch, ist aber gefährlich: PFAS reichern sich in der Umwelt an, gelangen ins Trinkwasser und stehen mit Fruchtbarkeitsproblemen, Immunerkrankungen und Krebs in Verbindung. Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (GerES V) zeigte, dass Kinder in Haushalten mit Teppichböden stärker mit Fluorchemikalien belastet waren.


Bessere Alternativen: 
  • Sofas und Sessel mit Bezügen aus Naturmaterialien wie Bio-Baumwolle, Leinen oder Hanf.

  • Polsterungen aus Naturlatex oder Kokosfasern sind eine schadstoffärmere Alternative zu synthetischen Schaumstoffen.



3. Weichmacher in Bodenbelägen


PVC-Böden enthalten oft Phthalate, die das Material weich und elastisch machen. Diese Stoffe stehen im Verdacht, die Hormonbalance zu stören und gesundheitliche Probleme wie Entwicklungsstörungen bei Kindern zu verursachen. Laut dem Umweltbundesamt können Weichmacher aus Lacken oder Lösemitteln aus Wachsen freigesetzt werden und die Raumluft belasten.


Bessere Alternativen:
  • Massivholzböden mit Naturölbehandlung, Kork oder Linoleum aus natürlichen Materialien wie Leinöl, Korkmehl und Jutegewebe. 

  • Achte auf phthalatfreie Varianten, falls du einen elastischen Bodenbelag benötigst.



4. VOCs (flüchtige organische Verbindungen) in Möbeln


Neben den bereits genannten Schadstoffen sind auch VOCs in Möbeln ein Problem. VOCs sind besonders in Möbelstücken zu finden, die mit industriellen Lacken, Klebstoffen oder Holzschutzmitteln behandelt wurden. Beispiele sind beschichtete Spanplattenregale, furnierte Schränke, mit Kunstharz behandelte Tische oder lackierte Kinderbetten. Auch Polstermöbel mit synthetischen Schaumstoffen oder Kunstlederbezügen können eine erhebliche VOC-Quelle sein. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass VOCs in Innenräumen mit Geruchsbeschwerden häufig vorkommen und gesundheitliche Beschwerden verursachen können.


Bessere Alternativen:
  • Möbel aus unbehandeltem Massivholz oder mit natürlichen Ölen und Wachsen behandelt.

  • Zertifizierte emissionsarme Farben und Lacke reduzieren die Belastung.



5. Formaldehyd und andere Schadstoffe in Laminatböden


Laminatböden gelten als pflegeleicht und günstig, können aber ebenfalls Schadstoffe enthalten. Vor allem Formaldehyd, das aus den verleimten Holzfasern entweichen kann, ist ein bekanntes Problem. Diese Chemikalie steht im Verdacht, Atemwegsreizungen, Kopfschmerzen und langfristig sogar Krebs zu verursachen. Zudem können in Laminatböden weitere VOCs stecken, die über die Raumluft aufgenommen werden.


Bessere Alternativen: 
  • Massivholz, Kork oder Linoleum aus natürlichen Materialien wie Leinöl, Korkmehl und Jutegewebe sind die gesünderen Alternativen zu Laminat.

  • Falls Laminat notwendig ist, achte auf emissionsarme Varianten mit Umweltzertifikaten wie dem Blauen Engel.



Das Umweltbundesamt hat einen Richtwert von 100 µg/m³ für Formaldehyd in Innenräumen festgelegt, um die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung zu schützen. In der Praxis bedeutet das, dass mehrere Möbelstücke in einem Raum die Gesamtkonzentration erhöhen können, da sie kontinuierlich geringe Mengen dieses Stoffes abgeben. Besonders in schlecht belüfteten Räumen kann die Belastung steigen. Deshalb sind emissionsarme Produkte mit Umweltzertifikaten wie dem Blauen Engel und regelmäßiges Lüften besonders wichtig.

6. Formaldehyd in MDF und Spanplatten


Viele günstige Möbel bestehen aus MDF (Mitteldichte Faserplatte) oder Spanplatten. Diese Materialien sind mit Klebstoffen verarbeitet, die oft Formaldehyd enthalten. Formaldehyd kann über lange Zeit ausdünsten und zu Augenreizungen, Atemwegsproblemen und Kopfschmerzen führen. In höheren Konzentrationen steht es im Verdacht, Krebs zu verursachen. Besonders in schlecht belüfteten Räumen kann die Belastung problematisch sein.


Bessere Alternativen:
  • Möbel aus Massivholz ohne Spanplatten oder MDF.

  • Falls dies nicht möglich ist, wähle emissionsarme Produkte mit Zertifikaten wie E0 oder Blauer Engel. Das E0-Zertifikat steht für extrem niedrige Formaldehyd-Emissionen und wird oft für hochwertige Holzwerkstoffe verwendet, insbesondere in Ländern wie Japan und China, wo strenge Emissionsgrenzwerte gelten.



WICHTIGE SIEGEL FÜR SCHADSTOFFARME MÖBEL


Neben den bereits erwähnten Siegeln wie GOTS, QUL oder dem Blauen Engel gibt es weitere wichtige Umweltzertifikat, die uns bei einem bewussten Kauf helfen:

  • GUT (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V.): Zertifiziert emissionsarme Teppiche ohne problematische Chemikalien wie bestimmte Weichmacher, Flammschutzmittel oder Farbstoffe.

  • natureplus: Garantiert umweltfreundliche, gesundheitsverträgliche Bauprodukte und Möbel mit strengen Grenzwerten für Schadstoffe.

  • FSC & PEFC: Zertifikate für nachhaltig produziertes Holz, die sicherstellen, dass keine illegalen oder stark belasteten Holzmaterialien verwendet werden.

  • ECO Institut: Prüft Möbel, Matratzen und Baustoffe auf Emissionen und Schadstoffe und garantiert besonders niedrige Werte.

  • ÖkoControl: Ein Siegel des Europäischen Verbands ökologischer Einrichtungshäuser, das Möbel aus natürlichen Materialien zertifiziert und auf Schadstofffreiheit sowie Nachhaltigkeit achtet.

  • Goldenes M (RAL-GZ 430): Ein Gütezeichen der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V., das für geprüfte Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit bei Möbeln steht.



Mehr Details zu diesen Umweltzertifikaten und wie streng ihre Kriterien sind, findest du in unserem Guide: Dein Guide durch die Öko-Siegel und Labels.



Der wichtigste Tipp


Keine Sorge, du musst jetzt nicht dein gesamtes Mobiliar austauschen. Vielmehr geht es darum, bei zukünftigen Anschaffungen bewusster zu wählen und auf schadstoffarme Alternativen zu setzen. Ein einfacher und effektiver Schritt für ein gesünderes Raumklima ist regelmäßiges Lüften und Staub entfernen. Mehrmals täglich für ein paar Minuten stoßlüften hilft, Schadstoffe aus der Luft zu entfernen und die Konzentration von VOCs, Formaldehyd und anderen Schadstoffen drastisch zu reduzieren.



FAQs


Wie lange dünsten Möbel Schadstoffe aus?

Die Dauer hängt vom Material und der Verarbeitung ab. Besonders Spanplatten, MDF und lackierte Möbel können über Monate bis Jahre Formaldehyd und VOCs ausgasen. Massivholzmöbel mit natürlichen Ölen setzen kaum Schadstoffe frei. Regelmäßiges Lüften beschleunigt das Ausdünsten.

Warum riechen neue Möbel oft unangenehm?

Sind gebrauchte Möbel eine bessere Wahl?

Wie erkenne ich schadstoffarme Möbel?

Wie kann ich Schadstoffe in Möbeln reduzieren?



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