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GUSSEISEN

  • Autorenbild: Simon Korchmar
    Simon Korchmar
  • 15. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Juli


Gusseisenpfanne, Grillpfanne – traditionelles, robustes Kochgeschirr

GESUNDHEITSRISIKO DURCH GUSSEISEN:

2 von 5 (Gering bis mäßig)


Gusseisen hat in der Küche einen guten Ruf – robust, langlebig, plastikfrei. Doch auch hier lohnt sich ein genauer Blick. Denn nicht alles, was schwer ist, ist automatisch gesund.


Warum?

  • Niedrige akute Toxizität: Emaillierte Gusswaren gelten als unbedenklich im Normalgebrauch.

  • Chronische Belastung möglich: Unbeschichtete Pfannen können langfristig die Eisenaufnahme erhöhen – was bei empfindlichen Personen zu Herz-, Leber- oder Hirnschäden führen kann.

  • Freisetzung von Schwermetallen: Migrationstests fanden bis zu fünf Metalle – teils über den EU-Grenzwerten.

  • Vulnerable Gruppen: Kinder, Schwangere oder Menschen mit Hämochromatose reagieren besonders sensibel.



WO KOMMT GUSSEISEN ÜBERALL ZUM EINSATZ?


Industriell:

  • Wasser- und Abflussrohre (früher oft mit Bitumen oder Teer beschichtet)

  • Automobilbau: Motorblöcke, Bremsen, Getriebe

  • Maschinenbau, Pumpen, Brücken, Straßenabläufe

Haushalt:

  • Kochgeschirr: Töpfe, Pfannen, Bräter (emailliert oder roh)

  • Heizkörper, Grills, Kaminplatten

  • Deko: Zäune, Laternen, Geländer



GUSSEISEN IN DER KÜCHE


Rohes vs. emailliertes Gusseisen

  • Unbeschichtetes Gusseisen gibt mehr Eisen ab – das ist nicht immer schlecht, aber bei häufiger Nutzung kritisch.

  • Emailliertes Gusseisen ist sicherer – besonders für Säurehaltiges wie Tomatensoße oder Wein.


Was passiert beim Kochen?

Je nach Lebensmittel (z. B. säurehaltig, salzig, fettig), Kochdauer und Temperatur kann Gusseisen unterschiedliche Mengen an Metallionen freisetzen.


Die Freisetzung steigt bei:

  • langen Garzeiten

  • säurehaltigen Speisen (z. B. Essig, Tomaten)

  • stark erhitzten, schlecht gepflegten Pfannen


Pflege ist entscheidend

Unbeschichtetes Gusseisen muss eingebrannt (patiniert) und regelmäßig gepflegt werden. Ohne diesen Schutz kann es schneller rosten – und mehr Metall abgeben.


Unsere Empfehlung:

  • Säurearme Gerichte wie Bratkartoffeln, Gemüse oder Eier sind ideal für rohe Gusseisenpfannen.

  • Für alles mit Tomaten, Wein oder Zitronensaft lieber auf emaillierte Varianten oder Edelstahl umsteigen.


Gusseisen – Tipps für die Küche


Gut: Verwende emailliertes Gusseisen, wenn Du häufig kochst – es ist pflegeleichter und sicherer bei sauren Speisen. Wechsle ab zwischen verschiedenen Pfannenmaterialien (z. B. Edelstahl, Keramik, Glas). Pflege unbeschichtete Pfannen gut – regelmäßig einbrennen, nicht mit Spülmittel reinigen. ✔  Vermeide lange Lagerung von Speisen in der Pfanne – das fördert Metallwanderung ins Essen. ✔  Besonders vorsichtig sein bei Babys, Kleinkindern und Schwangeren – hier lieber ganz auf emaillierte Varianten umsteigen.


 Unsere Empfehlung:

  • Säurearme Gerichte wie Bratkartoffeln, Gemüse oder Eier sind ideal für rohe Gusseisenpfannen.

  • Für alles mit Tomaten, Wein oder Zitronensaft lieber auf emaillierte Varianten oder Edelstahl umsteigen.



WAS SAGEN DIE STUDIEN?


Die Studienlage zeigt ein eher geringes, aber nicht zu vernachlässigendes Risiko, besonders bei langfristiger oder intensiver Nutzung:

  • Migrationsstudien: Schwermetalle wie Arsen, Vanadium und Mangan wurden in unbeschichteten Pfannen über Grenzwerten nachgewiesen.

  • Eisenüberladung: Kann laut Studien zu Diabetes, Herzkrankheiten oder neurologischen Störungen führen.

  • Berufliche Belastung: Gießereiarbeiter haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten oder Pneumokoniose (Staublunge), wenn sie dauerhaft Eisenstäuben ausgesetzt sind.



Was passiert im Körper bei Eisenüberschuss?


  • Akut: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall – durch ätzende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt.

  • Chronisch: Eisen lagert sich in Organen ab und verursacht oxidativen Stress – das kann Zellen schädigen.

  • Immunsystem: Zu viel Eisen kann Immunzellen überfordern und sogar Zelltod auslösen.



Schwermetalle aus Gusseisen?


Einige unbeschichtete Pfannen geben bei normalen Kochbedingungen Metalle wie Arsen, Mangan, Vanadium oder Cadmium ab:

  • Arsen: Hochgiftig und krebserregend

  • Vanadium: Gilt als genotoxisch

  • Cadmium: Besonders problematisch in emaillierten Pfannen – kann Nieren und Knochen schädigen



Trinkwasser und Gusseisen – eine unterschätzte Quelle?


Früher wurden Wasserleitungen mit Bitumen oder Teer innen beschichtet – dabei können PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) freigesetzt werden:

  • Besonders bei Reparaturen oder Spülvorgängen können Grenzwerte überschritten werden

  • Normalisieren sich aber schnell wieder

  • Die gemessene „Margin of Exposure“ lag meist im unbedenklichen Bereich



Wer sollte besonders aufpassen?


Kinder:

  • 42 % aller Eisenvergiftungen passieren bei Kindern unter drei Jahren – oft durch Eisenpräparate im Haushalt nach einer Geburt.

  • Nach 6 Monaten brauchen Babys externe Eisenquellen – Über- oder Unterversorgung kann Probleme machen.

Menschen mit Hämochromatose:

  • Eine genetische Eisenstoffwechselstörung, die etwa 0,3–0,5 % der Bevölkerung betrifft.

  • Eisen lagert sich unbemerkt über Jahrzehnte in Leber, Herz und Gelenken ab.



Stärken & Schwächen der Studienlage


Stärken:

  • Große Stichproben (z. B. UK Biobank mit 61.000+ Teilnehmenden)

  • EU-konforme Labortests

  • Langzeitbeobachtungen

Schwächen:

  • Unterschiedliche Bedingungen erschweren den Vergleich

  • Oft fehlen Langzeitdaten

  • Konfundierende Faktoren (z. B. Ernährung) werden selten berücksichtigt



Was fehlt noch? – Forschung und Politik gefragt


Forschungsbedarf:

  • Mehr Langzeitstudien bei häufiger Gusseisennutzung

  • Klarere Daten zu Schwermetallfreisetzung

  • Fokus auf Kinder, Schwangere & Vorerkrankte

Politisch:

  • Es fehlen gesetzliche Höchstwerte für Schwermetalle in Gusseisen

  • Eine Kennzeichnungspflicht (z. B. für säureungeeignete Pfannen) wäre sinnvoll

  • Vorbilder wie der „Blaue Engel“ könnten auch auf Kochgeschirr übertragen werden



Fazit


Gusseisen ist nicht per se gefährlich – aber auch nicht automatisch unbedenklich. Wir nutzen es trotzdem, den es ist eine der besseren Alternativen für Pfannen.

Wenn Du unbeschichtete Gusseisenpfannen nutzt, achte auf Qualität und Abwechslung beim Kochen. Für Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen kann es sinnvoll sein, auf emaillierte Varianten umzusteigen oder ganz auf Alternativen auszuweichen.

Jeder Schritt hin zu mehr Wissen schützt Deine Familie – und das beginnt mit bewusstem Umgang.



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