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HOLZ

  • Autorenbild: Simon Korchmar
    Simon Korchmar
  • 30. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Küchenutensilien aus Holz – Schneidebrett, Kochlöffel und Pfannenwender aus hellem Holz auf heller Fläche mit Fliesenhintergrund


GESUNDHEITSRISIKO DURCH HOLZ: 2 von 5 (gering bis moderat)


Warum?

  • Sehr geringes Risiko (0–1/5): Schneidebretter und Kochutensilien aus Massivholz hemmen durch ihre hygroskopische Oberfläche, natürliche Harze und Gerbsäuren das Wachstum von Keimen. Bei richtiger Reinigung sind sie hygienisch.

  • Geringes Risiko (1–2/5): Lebensmittelechte Öle und Wachse für Arbeitsplatten sind nach EN 1186 zertifiziert – also sicher für den Kontakt mit Lebensmitteln.

  • Mäßiges Risiko (2–3/5): Ältere Span- oder MDF-Platten aus den 80er- und 90er-Jahren können noch über Jahrzehnte Formaldehyd abgeben, was Schleimhäute reizen kann.

  • Hohes Risiko (4–5/5): Nur bei sehr altem Holz, das mit giftigen Holzschutzmitteln wie PCP oder Lindan behandelt wurde, kann das Risiko für Krebs und neurologische Schäden steigen. Solche Fälle sind heute selten.



TYPISCHE EINSATZGEBIETE


  • Schneidebretter, Servier- und Frühstücksbretter

  • Kochlöffel, Pfannenwender, Teigrollen

  • Küchenarbeitsplatten, Massivholzfronten

  • Tische, Stühle, Regale aus Holz

  • Parkett und Holzdielen

  • Holzgeschirr wie Schüsseln

  • Kamine und Holzöfen

  • (Nebensächlich) Hobby-Holzarbeiten im Keller oder in der Garage



STUDIENLAGE - KURZ ERKLÄRT


Massivholzoberflächen wirken keimhemmend – Studien zeigen: Bakterien verschwinden hier schneller als auf Kunststoff. Voraussetzung: heiß abspülen, vollständig trocknen. Arbeitsplattenöle aus Lein- oder Hartwachs sind sicher, müssen aber regelmäßig erneuert werden. Problematisch bleiben Formaldehyd-Emissionen aus alten verleimten Platten – moderne Produkte sind unkritisch. Holzöfen sorgen für Feinstaubbelastung – auch innen, besonders beim Nachlegen. Sichtbares Holz im Raum wirkt sich positiv auf Luftfeuchtigkeit, Wohlbefinden und sogar den Stresslevel aus – belegt durch kleinere Studien.



WAS SAGEN DIE STUDIEN IM DETAIL?


1. ANTIMIKROBIELLE EIGENSCHAFTEN & HYGIENE VON HOLZ


Mehrere Studien zeigen: Schneidebretter und Kochutensilien aus Massivholz wie Eiche, Buche oder Kiefer sind hygienischer als oft gedacht – und teils sogar überlegen gegenüber Kunststoff.


Studienergebnisse:

  • Cliver (1994) und die Hochschule Anhalt (2014) zeigten, dass Keime wie E. coli und sogar SARS-CoV-2 auf Holz deutlich schneller ihre Infektiosität verlieren als auf Kunststoff.

  • Forscher der Universität Wisconsin fanden heraus: 99,9 % der Bakterien auf Holzschneidbrettern sterben innerhalb von Minuten ab – nach einer Nacht bei Raumtemperatur waren keine mehr nachweisbar.

  • Eine Studie des Bundesforschungsinstituts zeigte: Kiefernholz wirkt besonders stark – E. coli war nach 3–5 Stunden nicht mehr kultivierbar, bei Buche erst nach 24 Stunden.

  • Eine weitere Studie prüfte, dass Lignin, Tannine und natürliche Öle im Holz selbst resistente Keime wie MRSA hemmen können – auch bei intensivem Gebrauch.


Mechanismen hinter der keimhemmenden Wirkung:

  • Kapillarwirkung: Bakterien werden in die Holzstruktur hineingezogen.

  • Dehydration: Holz entzieht ihnen die Feuchtigkeit.

  • Holzinhaltsstoffe: Harze, Tannine und ätherische Öle wirken antimikrobiell.

  • pH-Wert: Der leicht saure pH-Wert (4,5–6,5) hemmt das Bakterienwachstum.


TIPP:

Holzbretter und -löffel nach Gebrauch heiß abspülen und gründlich trocknen lassen. Nicht in die Spülmaschine – dort können sie aufquellen und reißen.


Auch der australische Wissenschaftspädagoge Dr. Karl bestätigte in einer umfassenden Analyse: Holzlöffel sind bei richtiger Reinigung gesundheitlich unbedenklich.Und auch die Food Safety Authority of Ireland hält Holzschneidbretter für sicher – sofern sie regelmäßig gepflegt werden.



Vergleich verschiedener Holzarten


Die Wirksamkeit variiert je nach Holzart:

  • Eiche: Besonders hoher Tanningehalt, sehr effektiv gegen Bakterien

  • Ahorn und Buche: Dichte Struktur, gute antibakterielle Eigenschaften

  • Kiefer: Stärkste antimikrobielle Wirkung durch Harze

  • Bambus: Härter als Hartholz, sehr bakterienresistent



2. Vorteile gegenüber anderen Materialien


Holzutensilien bieten mehrere Vorteile:

  • Hitzebeständigkeit: Schmelzen nicht wie Kunststoff, werden nicht heiß wie Metall

  • Schonend zu Kochgeschirr: Verkratzen keine Antihaftbeschichtungen

  • Geschmacksneutral: Geben keine metallischen oder chemischen Geschmäcker ab

  • Langlebigkeit: Bei guter Pflege jahrzehntelang haltbar



3. Chemische Emissionen


Formaldehyd aus Holzwerkstoffen:

  • Naturholz: kaum messbare Werte

  • Alte Spanplatten (vor 1990): können > 0,3 ppm abgeben

  • Neue Grenzwerte ab 2026: maximal 0,05 ppm➡ Lüften hilft, besser ist: Austausch oder Versiegelung alter Platten.


Ab 2026 gilt in der EU ein strenger Grenzwert für Formaldehydemissionen aus Holzprodukten: max. 0,062 mg/m³ Raumluft. Viele ältere Spanplatten überschreiten diesen Wert deutlich.


Altlasten durch Holzschutzmittel:

  • Betrifft nur Holz, das mit PCP, Lindan oder DDT behandelt wurde (z. B. alte Dachbalken)

  • Gefahr: dauerhafte Ausgasung, neurotoxisch, immunschwächend

  • Empfehlung: Sanierung durch Absperrung oder Entfernung – keinesfalls verbrennen!


Obwohl PCP und Lindan kaum mehr im Umlauf sind, gibt es auch heute biozide Holzschutzmittel (z. B. IPBC, Permethrin). Auch moderne Holzschutzmittel enthalten oft Biozide – bei Innenraumnutzung besser unbehandeltes oder geöltes Holz wählen:



4. Holzfeuerung


  • Emissionen: Feinstaub (PM2.5), PAKs, VOCs

  • Innenluft: Kurzzeitige Peaks beim Nachlegen; langfristig unkritisch bei sachgerechtem Umgang

  • Gesundheitlich kritisch: vor allem bei alten Öfen, feuchtem Holz oder dichter Bebauung - Neue Öfen mit Filtertechnik reduzieren, aber beseitigen Emissionen nicht komplett.


Die WHO empfiehlt maximal 5 Mikrogramm Feinstaub (PM2.5) pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt – also sehr wenig. Doch in Haushalten mit Holzöfen liegen die Werte oft vier- bis fünfzehnmal höher – besonders beim Nachlegen ohne Filter. Das kann auf Dauer Lunge und Kreislauf belasten, vor allem bei Kindern oder empfindlichen Personen.



6. Oberflächenbehandlung


  • Sicher: Leinöl, Tungöl, Hartwachs – wenn EN 1186-zertifiziert

  • Pflege: 1–3 Mal pro Jahr ölen

  • Vorsicht: Ölige Lappen können sich selbst entzünden – richtig entsorgen!

  • Lacke: schützen nur solange sie unbeschädigt sind – Kratzer öffnen den Weg für Feuchtigkeit



7. Positive Effekte auf Raumklima & Psyche


  • Holz reguliert die Luftfeuchtigkeit (hygroskopisch)

  • Reduziert subjektiv Stress: TU München & UBC zeigen messbar niedrigere Herzfrequenz und Cortisolwerte in Räumen mit Holz

  • Holzhäuser zeigen meist geringere VOC-Werte als konventionelle Bauten

Achtung: Die Evidenz basiert meist auf kleinen Studien ohne Verblindung – aber die Ergebnisse zeigen klare Tendenzen.



8. Zertifizierungen & Gütesiegel bei Holz


Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, achte auf verlässliche Prüfzeichen:

  • EN 1186 – bestätigt, dass Öle und Wachse für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind.

  • FSC oder PEFC – garantieren nachhaltige und verantwortungsvolle Forstwirtschaft.

  • DIN EN 71-3 – speziell für Holzspielzeug und Kinderprodukte: kontrolliert die Migration von Schwermetallen und Schadstoffen.

  • RAL-Gütezeichen (z. B. GZ 430) – für emissionsarme Holzwerkstoffe wie Spanplatten.


TIPP: 

Bei Möbeln oder Küchenplatten lieber zu Produkten greifen, die als „formaldehydarm“ oder „E1“ ausgewiesen sind – oder mit dem neuen EU-Grenzwert < 0,05 ppm werben.



9. Besondere Gruppen und Holz

  • Kinder: Empfindlicher gegenüber Formaldehyd und Holzrauch

  • Asthmatiker: profitieren von besserer Luftfeuchte, reagieren aber stärker auf Feinstaub

  • Haustiere: vergleichbare Belastung wie Kleinkinder – Holzböden sind dabei hygienischer als Teppich



EMPFEHLUNG FÜR DEN ALLTAG


  • Alte Küchenfronten prüfen: Küchen älter als 25 Jahre auf Formaldehyd testen (z. B. mit Test-Kits aus dem Baumarkt)

  • Keine Holzutensilien in die Spülmaschine: besser per Hand reinigen und gut trocknen

  • Arbeitsplatten regelmäßig ölen: nur geprüfte lebensmittelechte Öle verwenden

  • Holzofen smart nutzen: trockenes Holz, Ofentür langsam öffnen, bei Bedarf Katalysator oder Filter nachrüsten – und in engen Wohnlagen ggf. auf andere Heizformen umsteigen



Fazit


Holz kann im Alltag eine sichere und hygienische Wahl sein – besonders, wenn es unbehandelt oder mit geprüften Ölen behandelt ist. Die größten Risiken entstehen nicht durch das Holz selbst, sondern durch alte verleimte Platten, belastete Altbauten oder offene Holzfeuer. Wer hier bewusst auswählt und pflegt, profitiert von den vielen Vorteilen – für Gesundheit, Raumklima und Wohlbefinden.




Quellen


Kommentare


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