LEITUNGSWASSER TESTEN: UNSERE ERFAHRUNGEN & TIPPS
- Romana Korchmar
- vor 21 Minuten
- 6 Min. Lesezeit
Wir wohnen in einer älteren Wohnung im Stadtzentrum. Wir trinken jeden Tag Wasser aus der Leitung. Wir kochen damit, wir brauen Tee, unser Kind bekommt es in die Trinkflasche. Und wie viele, die in alten Häusern leben, haben wir uns gefragt: Sind unsere Leitungen wirklich frei von Blei und anderen Stoffen?
Über die Qualität von Leitungswasser liest man so viel Unterschiedliches. Darum wollten wir es einmal genau wissen – ganz ohne Panik, einfach aus Interesse. Also haben wir unser Leitungswasser testen lassen und zeigen Dir hier,welche Tests es gibt und worauf Du achten solltest.

WELCHE WASSER-TESTS GIBT ES ÜBERHAUPT?
Viele denken bei „Wassertest“ vor allem an Blei oder Kalk. In Wirklichkeit gibt es drei große Bereiche, die ganz unterschiedliche Risiken abdecken.
1) Chemische Parameter
Sie zeigen, ob im Wasser Metalle, Salze oder Mineralien vorhanden sind. Diese Werte ändern sich oft durch alte Leitungen, Rohre im Haus oder durch regionale Gegebenheiten.
Dazu gehören:
Nitrat & Nitrit: Können aus Landwirtschaft ins Grundwasser gelangen. Für Babys besonders wichtig, weil ihr Körper Nitrit schlechter abbaut.
Metalle wie Blei, Nickel, Kupfer, Chrom: Kommen vor allem durch alte oder beschädigte Leitungen ins Wasser. Besonders kritisch: Blei, das sich bei alten Häusern aus den Rohren lösen kann.
Härtegrad (Kalk): Nicht gefährlich, aber beeinflusst Geschmack, Haushaltsgeräte und Hautgefühl beim Duschen.
Salze wie Sulfat oder Chlorid: Sind natürlicher Teil vieler Wässer. Zu hohe Werte können aber Leitungen angreifen oder den Geschmack verändern.
Mineralien wie Calcium, Magnesium, Natrium: Sind nützlich für den Körper – aber erhöhen z. B. die Wasserhärte.
pH-Wert: Zeigt, ob das Wasser eher sauer oder alkalisch ist. Extremwerte können Rohre angreifen.
👉 Sinnvoll, wenn:
Du in einem alten Haus wohnst, Metallleitungen hast, Babynahrung mit Leitungswasser anrührst, einen komischen Geschmack bemerkst oder einfach sicher sein möchtest, was aus Deinem Hahn kommt.
2) Mikrobiologische Tests – Bakterien & Keime

Sie zeigen, ob sich im Wasser Keime oder krankmachende Bakterien befinden.Viele von ihnen entstehen nicht im Trinkwasser selbst, sondern im Warmwasser-System, in Boilern oder selten genutzten Leitungen.
Typische Tests:
Coliforme Keime: Hinweis darauf, dass Wasser verunreinigt wurde (z. B. durch Biofilm oder Schmutz).
E. coli: Darf gar nicht im Trinkwasser vorkommen. Zeigt fäkale Verunreinigung – absolut ernst zu nehmen.
Enterokokken: Auch sie zeigen eine hygienische Verunreinigung an. Müssen bei 0 liegen.
Pseudomonas aeruginosa: Kommt in stehenden Leitungen oder schlecht gepflegten Warmwasseranlagen vor.
Legionellen: Vermehren sich in Warmwasser-Systemen zwischen 25 und 50 °C. Beim Einatmen von Duschnebel können sie Lungenprobleme auslösen.
👉 Sinnvoll, wenn:
Die Wohnung länger leer stand, der Warmwasserboiler alt ist, die Dusche seltsam riecht, oder wenn man ein Baby hat bzw. generell empfindlicher ist. Auch in alten Häusern sind diese Tests eine gute Vorsorge.
3) Erweiterte Tests
Diese Tests braucht man nicht immer, aber sie sind hilfreich, wenn es bestimmte Hinweise oder Risiken gibt.
PFAS („Ewigkeitschemikalien“): Können aus Industrie, Beschichtungen oder Löschschäumen ins Wasser gelangen. Sie sind sehr stabil und stehen im Verdacht, hormonell zu wirken.
Pestizide & Medikamentenrückstände: Relevant, wenn Du in einer landwirtschaftlichen Gegend wohnst oder einen eigenen Brunnen hast. Diese Stoffe können über Felder oder Abwasser ins Grundwasser gelangen.
Blei-Schnelltest direkt am Hahn: Vor allem in Altbauten sinnvoll, weil Blei sich manchmal nur direkt aus dem letzten Rohrstück löst und im Labor gar nicht auffällt, wenn man falsch Probe nimmt.
Tests für Brunnenbesitzer: Hier braucht man eine viel umfangreichere Analyse (chemisch + mikrobiologisch), da Brunnenwasser nicht so streng überwacht wird wie Leitungswasser.
👉 Sinnvoll, wenn:
Du in einer ländlichen Region wohnst, einen eigenen Brunnen nutzt, ein altes Haus mit unbekannten Rohren hast oder Dir Sorgen über Industriechemikalien machst.
In einer Untersuchung des BUND wurden in über 90 % der getesteten Trinkwasserproben PFAS nachgewiesen, die sich kaum abbauen. Auch andere Studien zeigen, dass in vielen Proben Mikroverunreinigungen wie Medikamentenreste, Süßstoffe oder Pestizide vorkommen können, je nach Region. Für Gesundheitsexperten gelten besonders Schwermetalle wie Blei oder Kupfer als kritisch – vor allem für Babys und Kinder, da sich diese Metalle aus alten Leitungen lösen können.
WIE WIR UNSER LEITUNGSWASSER GETESTET HABEN
Wir haben unser Wasser beim Raiffeisen Laborservice testen lassen. Wir haben uns für einen umfassenden Wassertest entschieden – mit chemischen und mikrobiologischen Parametern sowie einem Legionellen-Check. Das Labor schickte uns ein Paket mit Probenflaschen, einem Kühlaggregat zum Einfrieren und einer genauen Anleitung, welche Probe wie abgenommen werden muss. Erst wirkte alles etwas kompliziert, aber die beigelegten Videos haben jeden Schritt erklärt. Am Ende war es erstaunlich einfach: kalte Probe für die chemischen Werte, eine separate Probe für Keime, und die Legionellenprobe gut verpackt zusammen mit dem gefrorenen Kühlpack. Alles kam in eine Rücksendebox, die wir direkt zur Post brachten.
Nach dem Versand dauerte es etwa 1 bis 1,5 Wochen, bis das Labor die Ergebnisse hatte. Kurzfassung: Alle Grenzwerte wurden eingehalten, keine problematischen Metalle, ein harter Härtegrad (17,7 °dH) – was zwar mehr Kalk bedeutet und nur sehr geringe, laut Labor völlig unkritische Legionellen-Spuren im Warmwasser.
Einen PFAS-Test haben wir diesmal leider nicht gemacht. Der komplette Wassertest hat bereits über 200 Euro gekostet – und ein zusätzlicher PFAS-Test hätte fast noch einmal so viel ausgemacht. Das war uns für den Moment zu viel. Wir haben daher entschieden, den PFAS-Test zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, wenn wir wieder einen größeren Check machen. Gerade weil PFAS ein wichtiges Thema ist, möchten wir das aber auf jeden Fall noch ergänzen.
FAZIT
Der Wassertest hat uns viel Klarheit gegeben. Wir leben seit Jahren mit demselben Leitungswasser, trinken es täglich, kochen damit – und trotzdem wussten wir nie so genau, was wirklich drin steckt. Einige Werte haben uns beruhigt, andere haben uns zum Nachdenken gebracht. Insgesamt sind wir froh, dass wir diesen Schritt gemacht haben.
Der nächste Schritt ist für uns klar: Wir wollen einen passenden Wasserfilter finden. Jetzt beginnt für uns die eigentliche Recherche – nicht nur, weil wir mögliche Stoffe reduzieren möchten, sondern auch, weil wir endlich eine gute Lösung für unsere harte Wasserqualität suchen. Kalk begleitet uns schon lange im Alltag, und wir möchten herausfinden, welche Filter- oder Entkalkungssysteme für unsere Wohnung wirklich sinnvoll sind. Sobald wir mehr wissen, teilen wir unsere Erfahrungen natürlich mit euch.
FAQs
Wie zuverlässig ist ein Wassertest aus dem Labor?
Ein zertifiziertes Labor liefert sehr genaue und verlässliche Ergebnisse. Die Proben werden unter standardisierten Bedingungen ausgewertet, sodass Du ein klares Bild Deiner Wasserqualität bekommst. Für Leitungswasser-Analysen ist das die sicherste Methode.
Wann sollte man sein Leitungswasser testen lassen?
Sinnvoll ist ein Test bei alten Leitungen, ungewöhnlichem Geschmack oder Geruch, nach Renovierungen, bei Babys im Haushalt oder wenn man einfach sicher sein möchte, was im eigenen Wasser steckt. Auch bei harter Wasserqualität oder längerer Abwesenheit lohnt sich ein Check.
Wie viel kostet ein Wassertest zuhause?
Ein Basis-Wassertest beginnt bei ca. 50–70 Euro. Ein umfangreicher Test mit chemischen und mikrobiologischen Parametern kostet meist 150–250 Euro. PFAS-Tests sind teurer und liegen oft bei 150–200 Euro zusätzlich.
Welche Stoffe sollte man unbedingt prüfen lassen?
Wichtig sind Metalle wie Blei, Nickel und Kupfer, Nitrat/Nitrit, Wasserhärte, sowie Keime und Legionellen. Je nach Region können auch PFAS, Pestizide oder Medikamentenrückstände relevant sein.
Brauche ich nach dem Wassertest einen Wasserfilter?
Das hängt vom Ergebnis ab. Bei hartem Wasser, leichten Belastungen oder wenn man bestimmte Stoffe reduzieren möchte, kann ein Wasserfilter sinnvoll sein. Der Test zeigt Dir genau, welches Filtersystem zu Deinem Haushalt passt.
QUELLEN:
BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland: Trinkwassertest: In 42 von 46 Stichproben wurden PFAS („Ewigkeitschemikalien“) nachgewiesen. https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/trinkwassertest-in-42-von-46-stichproben-wurden-ewigkeits-chemikalien-nachgewiesen
Umweltbundesamt (UBA): Empfehlung zur Bewertung von PFAS im Trinkwasser – Sachstand und toxikologische Einschätzung. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5620/dokumente/twk_2023_22_24051uba_empfehlung_pfas_im_trinkwasser_sachstand_und_aspekte_zur_bewertung_final.pdf
Wissenschaftliche Studie (Sciencedirect): Occurrence of PFAS in German drinking water — Analyse von 89 Stichproben mittels HPLC-MS/MS. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2772985023000431
Studie zu Mikroverunreinigungen (Sciencedirect): Organische Mikroschadstoffe wie Medikamentenreste und Süßstoffe im Trinkwasser – Überblick über aktuelle Funde in Deutschland. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S143846392500135X
Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2018) – Grenzwerte für chemische und mikrobiologische Parameter. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/t/trinkwasser.html
Umweltbundesamt (UBA): Chemische Parameter im Trinkwasser – Erklärung von Metallen, Nitrat/Nitrit, Mineralien und pH-Wert. https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/chemische-parameter
Umweltbundesamt (UBA): Mikrobiologische Qualität – Bedeutung von E. coli, coliformen Keimen, Enterokokken und Pseudomonas im Trinkwasser. https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/mikrobiologische-qualitaet
Umweltbundesamt (UBA): Legionellen – Entstehung, Risiken und wann ein Legionellen-Test sinnvoll ist. https://www.umweltbundesamt.de/themen/uba-empfehlung-zur-untersuchung-von-legionellen-im
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): PFAS in Wasser und Umwelt – Hintergrund, Messmethoden und gesundheitliche Bewertung. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/BUND-PFAS-Wassertest.pdf
Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW): Technische Regeln für Trinkwasserhygiene – Probenahme, Laboranalyse, Anforderungen an Wassertests. https://www.dvgw.de/themen/trinkwasser
Stiftung Warentest: Wassertests für zuhause – Wann lohnen sich Laboranalysen? Überblick über Testarten und Qualität der Angebote. https://www.test.de/FAQ-Wasser-ist-Leitungswasser-besser-als-Mineralwasser-4745742-0



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